Friedrichsdorf, 14.10.2014 - Noch immer hungern weltweit 805 Millionen Menschen - das ist jeder 9. Mensch. Hilfsorganisationen wie World Vision arbeiten mit langfristigen Projekten an den Ursachen wie mangelndem Wissen und fehlendem Markt-Zugang und unsicheren Einkommensstrukturen. Auch in Krisenfällen werden längst nicht mehr nur Lebensmittelpakete verteilt. World Vision setzt verstärkt auf Projekte, bei denen Dörfer und Gemeinden selbst Lösungen gegen Unter- und Mangelernährung entwickeln - mit nachhaltigem Erfolg.
In dem Report „Telling Our Stories: Leveraging food assistance for a hunger-free world", der am Welternährungstag (16.10.) beim EU-Parlament in Brüssel vorgestellt wird, zeigt die Kinderhilfsorganisation, wie Betroffene den Hunger nach und nach selbst in den Griff bekommen. Die Beispiele stammen aus Uganda, Niger, Lesotho, Simbabwe, Kenia und Myanmar - Ländern mit vielfältigen Krisen und teilweise chronisch schlechter Versorgungslage.
Hungernde erhalten dort Lebensmittel oder Bargeld für ihren akuten Bedarf. Im Gegenzug arbeiten sie an nachhaltigen Projekten mit, die der gesamten Dorfgemeinde zugute kommen und die sie unabhängiger von Nahrungsmittelhilfen machen sollen. Das Ziel: Sie produzieren mehr und bessere Lebensmittel, auch in schlechten Zeiten.
"Für eine grundlegende Lösung des Problems ist die enge Zusammenarbeit mit Nahrungsproduzenten und hungernden Familien unerlässlich ", sagt Christina Grünewald, Referentin für Gesundheit und Ernährung bei World Vision Deutschland. „Sie brauchen das Rüstzeug, um sich selbst durchgängig mit guter und ausreichender Nahrung versorgen zu können. Wir setzen uns auch dafür ein, die Widerstandsfähigkeit der von den Folgen des Klimawandels betroffenen Haushalte zu stärken und die Auswirkungen von Naturkatastrophen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und anderen Hilfsorganisationen zu mindern."
World Vision hat in den vergangenen Jahren einen immer höheren Anteil seiner Nahrungsmittelnothilfen in den langfristigen Aufbau resilienter Strukturen investiert - mittlerweile sind es 30 Prozent. Zu den Projektmaßnahmen gehört die Aufforstung von Land mit Bäumen, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit sind. Sie verbessern die Bodenqualität und halten mehr Feuchtigkeit in der Erde. World Vision unterstützt zudem Regenwasserauffang-Maßnahmen, die Regenerierung degradierter Böden, Waldfeldbau- und Wiederaufforstungsmaßnahmen sowie den Bau von kleinbäuerlichen Bewässerungssystemen. Außerdem fördert die Hilfsorganisation Selbsthilfeangebote, durch die die Menschen einander nachhaltigere Anbautechniken beibringen.
Eines der Erfolgsbeispiele in dem Report ist Masemakaleng Kabane, 59, eine HIV-positive Großmutter aus Lesotho, die die Verantwortung für sieben Kinder trägt. Während sie zunächst Lebensmittel für den akuten Bedarf der Familie erhielt, unterstützte die Kinderhilfsorganisation sie beim Bau eines "Schlüssellochgartens". Auf einem Hochbeet, das aus recycelten Materialien hergestellt ist, wird dabei Gemüse angebaut. Diese Technik erlaubt es Haushalten mit beschränkter Arbeitskraft, gesunde und nährstoffreiche Nahrung auch unter schlechten Boden- und Wasserbedingungen herzustellen. Heute produziert Masemakaleng rund ums Jahr Gemüse, verkauft den Überschuss an Nachbarn und zeigt ihnen, wie man einen eigenen Garten führt.
Ein weiteres Beispiel: das Antsokia-Tal in Äthiopien. Die heute grün bewachsene Region war vor 30 Jahren Schauplatz eines gewaltigen Massensterbens. Zehntausende verhungerten nach einer Dürre. Heute ist die Bevölkerung aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit World Vision nicht nur in der Lage, sich selbst zu versorgen, sondern auch längere Trockenheitsperioden zu überstehen und Lebensmittel in andere Regionen des Landes zu exportieren. Erosionsschutz, das Anlegen von Bewässerungssystemen und Schulungen von Bauern in Waldfeldbaumethoden gehörten zu den umgesetzten Projekten, an denen die lokale Bevölkerung maßgeblich mitwirkte.
World Vision ist weltweit eine der größten im Bereich Lebensmittelversorgung aktiven Hilfsorganisationen. Spezialisiert auf ländliche Gebiete, erreichte die Organisation 2013 7,5 Millionen Männer, Frauen und Kinder in 33 Ländern in zum Teil extrem entlegenen Gebieten mit Maßnahmen zur akuten Ernährungssicherung. Ein Drittel der Empfänger waren Kinder. Fast 76 Prozent der Lebensmittelunterstützung fand in Sub-Sahara-Afrika statt, 13 Prozent im Mittleren und Nahen Osten, der übrige Anteil in Asien und Lateinamerika. 13 Prozent der Programme umfassten Bargeldmaßnahmen - die Empfänger konnten frei entscheiden, für welche Produkte sie Geld ausgeben wollten.
Nach Schätzungen der Vereinten Nationen leben weltweit etwa 805 Millionen Menschen in chronischer Ernährungsunsicherheit. Schlechte und mangelnde Ernährung wird für 45 Prozent aller vermeidbaren Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren verantwortlich gemacht.
Es wurden leider keine passenden Einträge gefunden