Friedrichsdorf, 19.6.2014. - Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni fordert das internationale Kinderhilfswerk World Vision die Weltgemeinschaft auf, mit Mitgefühl hinzusehen und Realitäten anzuerkennen: Die meisten Flüchtlinge in den drei Hauptkrisengebieten sind Kinder.
Mehr als sieben Millionen Kinder sind derzeit auf der Flucht vor Gewalt - allein in Syrien, Südsudan, Somalia und der Zentralafrikanischen Republik. Kinder machen mehr als die Hälfte der syrischen Flüchtlinge aus, 60 Prozent derer, die aus Somalia geflohen sind, mehr als die Hälfte der Bewohner der Vertriebenencamps in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.
In Südsudan sind mehr als eine Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht, und die Aufnahmekapazitäten vieler Gemeinden sind erschöpft. Die schwach entwickelte Infrastruktur erschwert ihre Unterstützung. Katharina Witkowski, Nothilfe-Koordinatorin von World Vision und derzeit vor Ort, sorgt sich besonders um die Kinder, die ihr Zuhause und ihre Angehörigen verloren haben. Sie laufen Gefahr, zu Opfern sexueller Gewalt oder als Kindersoldaten rekrutiert zu werden. In den überfüllten Flüchtlingscamps kämpfen sich tausende Menschen jetzt in der Regenzeit durch knietiefen Matsch und leben auf engstem Raum, so dass sich Infektionskrankheiten schnell ausbreiten können. „In dieser äußerst angespannten Lage innerhalb der Camps und bei der wachsenden Bedrohung von außen bekommen Kinder nicht die Unterstützung, die sie für ihr Wachstum und ihre Entwicklung benötigen", sagt Witkowski. „Tausende könnten bald an Krankheiten sterben und hunderttausende zu einer verlorenen Generation werden, wenn nicht im nötigen Umfang Hilfe geleistet wird."
Die Situation spitzt sich derzeit in allen drei großen Krisengebieten zu. So wird die Zahl der Vertriebenen in Südsudan nach Schätzung der Hilfsorganisation bis Ende des Jahres 1,5 Millionen betragen. In Somalia dürfte die Zahl der Menschen, die das Land verlassen haben, bis dann auf eine Million gestiegen sein. Die Zahl der aus Syrien geflüchteten Menschen liegt Ende 2014 voraussichtlich bei drei Millionen.
Nach Aussagen der Vereinten Nationen sind die durch die internationale Gemeinschaft beschlossenen Kriseninterventionspläne derzeit massiv unterfinanziert. So fehlen im Fall von Südsudan 59 Prozent der benötigten Mittel für Hilfsmaßnahmen, für Somalia 83 Prozent und für Syrien 60 Prozent.
Jeff Wright, der bei World Vision die Nothilfeprojekte für syrische Flüchtlinge verantwortet, kritisiert, die internationale Gemeinschaft leide derzeit an einer „allgemeinen Verstimmung", durch die Hilfseinsätze gefährlich verlangsamt würden. Dagegen sei sehr rasch eine Einigung darüber gefunden worden, wie und wo die chemischen Waffen Syriens zu zerstören seien.
"Die internationale Gemeinschaft sollte dasselbe politische und finanzielle Kapital aufbringen, um einen Frieden für Syrien auszuhandeln", fordert Wright. „Sie muss deutlich mehr tun für die riesige Welle an Flüchtlingen, die in die benachbarten Länder drängt. 2,8 Millionen Flüchtlinge in der Region brauchen dringend Unterstützung, bis sie zurückkehren können".
In Somalia warnt World Vision-Länderdirektor Francois Batalingaya davor, die Zahl der somalischen Flüchtlinge tatenlos anwachsen zu lassen. "Das Leiden der Betroffenen wird von Tag zu Tag verlängert und das wird Folgen haben, mit denen die Weltgemeinschaft noch lange zu kämpfen haben wird."
Ein Zeichen der Hoffnung kommt derzeit aus der Zentralafrikanischen Republik: Einige der 680.000 Menschen, die dort vor der Gewalt der muslimischen Sekte Boko Haram geflüchtet waren, kehren langsam wieder in ihre Heimatdörfer zurück. Leopold Ndiouki, der für den Kriseneinsatz von World Vision dort verantwortlich ist, sagt, die Kinderhilfsorganisation setze derzeit darauf, Normalität in den durch den Konflikt gespaltenen Gebieten herzustellen. Doch weitere Hilfen seien nötig, um die Arbeit zu unterstützen und mehr Menschen zu einer Rückkehr zu ermutigen: „Nur wenn die Menschen nach Hause heimkehren, können sie ihr Leben wieder richtig aufbauen und alleine auskommen".
In allen drei Krisengebieten engagiert sich World Vision mit Partnern für das Leben und den Schutz der bedrohten Menschen. Zu den Maßnahmen gehören die Versorgung mit Lebensmitteln, sauberem Wasser, Unterkünften und Hygieneartikeln. Außerdem erhalten Kinder Lernangebote und psychosozialen Beistand. World Vision hilft auch bei der Zusammenführung von Familienangehörigen.
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