München, 19. Oktober 2010 - Die Kampfpreise, mit denen die Kfz-Versicherer in den vergangenen Jahren um neue Kunden buhlten, gehören der Vergangenheit an. Das zeigt eine Untersuchung des unabhängigen Verbraucher- und Finanzportals FinanceScout24. Eine Auswertung aller vermittelten Kfz-Versicherungen ergab, dass das Prämienniveau im dritten Quartal 2010 gegenüber dem zweiten Vierteljahr um rund ein Prozent gestiegen ist. Normalerweise senken die Versicherer in diesem Zeitraum die Preise, um wechselwillige Kunden, denen aufgrund von Neueinstufungen bei der Typ- oder Regionalklasse ein Kündigungsrecht zusteht, zu halten. Analysiert wurden die Daten für privat zugelassene Pkw. Basis waren ausschließlich die Nettobeiträge zur Kfz-Haftpflichtversicherung. In die Auswertung sind mehr als 180 Tarife von 72 Kfz-Versicherern eingeflossen.
Abgefragt wurde von FinanceScout24 auch, welche Preisstrategie die einzelnen Versicherer verfolgen und inwieweit sie mit Hilfe von Leistungserweiterungen oder anderen Anreizen Kunden halten und neu gewinnen wollen.
Bei HUK-Coburg - dort ist jedes sechste in Deutschland zugelassene Auto versichert - heißt es zum Beispiel, die schlanke Verwaltung und der kostengünstige Vertrieb würden es nicht notwendig machen, an der Preisschraube zu drehen. Die R+V Direktversicherung dagegen teilte FinanceScout24 bereits vor mehreren Wochen mit, dass man auf den ruinösen Preiskampf vermutlich mit Prämienerhöhungen reagieren werde. Andere Gesellschaften versuchen ihr Klientel mit Zusatzleistungen bei Laune zu halten: Wer zum Beispiel bei der Sparkassen DirektVersicherung Kunde ist und in einen Unfall verwickelt wird, bekommt die Chefarztbehandlung gratis dazu. Von solchen Extras hält die Ostdeutsche Versicherung (OVAG) nichts: Das seien nur Marketing-Gags, die es den Verbrauchern erschwerten, einen objektiven Preis- und Leistungsvergleich durchzuführen. So sieht das auch FinanceScout24-Geschäftsführer Dr. Errit Schlossberger: „Um größtmögliche Transparenz für die Kunden zu gewährleisten, plädieren wir für Policen, die genau das Risiko abdecken, das die Kunden versichern möchten. Jede Mehrleistung, die nichts mit der originären Risikoabdeckung zu tun hat, sollte lieber dem Kunden durch günstigere Prämien weitergegeben werden. Einmalanreize wie zum Beispiel Tankgutscheine sind ein Jahr später schon nichts mehr wert."
Positiver beurteilt der FinanceScout24-Chef Zusatzleistungen, die in einem direkten Bezug zur Police stehen. Dazu gehört zum Beispiel, dass bei Teil- und Vollkasko-Tarifen auch grobe Fahrlässigkeit mitversichert ist, oder die Neupreisentschädigung auf 24 Monate ausgedehnt wird, wenn der Pkw gestohlen wird oder einen Totalschaden aufweist. AXA und die DEVK Versicherungen bieten unter anderem solche „Goodies" an. Einen etwas anderen Weg geht die VHV: Hier wird auch Bestandskunden das Leistungs-Upgrade garantiert: Künftige Verbesserungen im Tarif „Klassik-Garant" gelten automatisch auch für bestehende Verträge - ohne dass höhere Beiträge kassiert werden. Schäden durch Tierbiss sind dann zum Beispiel bis 2.000 Euro mitversichert.
Schlossberger empfiehlt dennoch, sich von solchen Anreizen nicht blenden zu lassen: „Entscheidend ist die Höhe der Prämie und das Preis-/Leistungsverhältnis der Tarife. Gerade bei den Preisen sehen wir eine Trendwende. Verbraucher sollten deshalb mehr denn je die Konditionen von Autoversicherungen vergleichen und sich gegebenenfalls die noch günstigen Tarife eines anderen Anbieters sichern, ehe Preiserhöhungen wirksam werden." Eine Kündigung von Kfz-Versicherungen sei noch bis Ende November problemlos möglich.
Interessant ist ein Wechsel Schlossberger zufolge insbesondere auch für Kunden, deren Fahrzeuge Anfang Oktober in neue Typklassen eingestuft wurden und die deshalb unter Umständen teurer versichert werden. Davon betroffen ist rund jedes dritte Auto in Deutschland. Manche Autobesitzer kommen in der Kfz-Versicherung nun etwas günstiger weg, viele müssen jedoch gehörig zuzahlen. Die Prämienunterschiede können mehrere Hundert Euro pro Jahr betragen. In der Haftpflichtversicherung gibt es 16 Typklassen (10-25), in der Vollkasko 25 (10-34) und in der Teilkasko 24 (10-33). Die Typklassen werden bei laufenden Verträgen zum 1. Januar des Folgejahres wirksam. Steigt deswegen die Prämie, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht.
Kunden, die die reguläre Kündigung bis zum 30. November eines Jahres verpasst haben, können davon profitieren. Wer aufgrund erhöhter Beiträge kündigen möchte, kann dies innerhalb einer Frist von vier Wochen nach dem Erhalt der Prämienrechnung tun. Landet die Rechnung erst Mitte November im Briefkasten, ist eine Sonderkündigung noch bis Mitte Dezember möglich.
Quelle: FinanceScout24 GmbH
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